Transport von Hilfsgütern in die Krisenregion Altenahr

Transport von Hilfsgütern in die Krisenregion Altenahr

Die furchtbare Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz im Juli dieses Jahres hat weltweit für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Besonders heftig getroffen hat es den Landkreis Ahrweiler – hier verlieren über 130 Menschen ihr Leben, unzählige Menschen verlieren Angehörige und Viele stehen ohne zu Hause und Obdach da.

Am Freitagabend, 06. August 2021 erreichte die Feuerwehr Kirchentellinsfurt eine Anfrage nach Transportkapazität aus dem Landkreis Esslingen. Dort hatten mehrere Privatpersonen und Firmen im Rahmen einer vorher durchgeführten Abfrage im Krisengebiet Spenden und Hilfsgüter gesammelt. Innerhalb von zwei Tagen sind unzählige Sach- und Geldspenden zusammengekommen. Diese mussten nun schnellstmöglich ins Krisengebiet transportiert werden, um sie dort den bedürftigen Menschen zukommen lassen zu können.

Innerhalb von 45 Minuten wurde das Transport- und Logistikfahrzeug (GW-T) der Feuerwehr Kirchentellinsfurt für den Einsatz vorbereitet, sodass im Anschluss in Notzingen, Landkreis Esslingen, die Hilfsgüter vor Ort beladen werden konnten. Drei Kameraden aus Kirchentellinsfurt sowie unzählige private Helfer vor Ort sorgten dafür, dass unser Gerätewagen Logistik innerhalb von 30 Minuten beladen war. Der zwischenzeitlich eingetroffene Gerätewagen Logistik der Feuerwehr Stuttgart konnte ebenfalls noch Güter hinzuladen. Parallel zur abendlichen Ladung in Notzingen wurden weitere Transporte in Bad Friedrichshall und Mutlangen organisiert und startklar gemacht.

Im Verband fuhren dann am Samstagmorgen, 07. August 2021 Fahrzeuge der Feuerwehr Stuttgart, der Feuerwehr Mutlangen, der Feuerwehr Bad Friedrichshall und der Feuerwehr Kirchentellinsfurt vom gemeinsamen Treffpunkt in Bad Rappenau gen Rheinland-Pfalz nach Kreuzberg an der Ahr (Teil der Verbandsgemeinde Altenahr). Beladen mit jeder Menge Sachspenden wie beispielsweise Waschmaschinen, Kühlschränke, Kaffeemaschinen, Hochdruckreinigern, Lebensmitteln, Kinderspielzeug und sonstigen notwendigen Gütern erreichten die vier LKW gegen 10.30 Uhr das Ziel. Kurz nach der Ankunft mussten auch wir zunächst realisieren, was dieser Region zugestoßen ist. Auf den höher gelegenen Gebieten eine tolle Landschaft bei hervorragendem, sommerlichem Wetter – und nach dem Eintreffen im Ahrtal einfach nur eine totale Zerstörung: Unzählige Hilfskräfte von THW, Bundeswehr, Feuerwehr, Rettungsdiensten, freiwilligen Helfern und Einheimischen säumten die Straßen. Kräfte des THW und der Bundeswehr sind mit teils schwerem Gerät damit beschäftigt, die vollständig zerstörte Infrastruktur wieder notbedürftig herzustellen. Es fehlt an fließendem (Trink-) Wasser, Bahnlinien und Straßen sind zerstört, teilweise besteht keine dauerhafte Stromversorgung. Und mitten in totaler Verwüstung finden sich Menschen, die alle bedingungslos zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen. Niemand war schlecht gelaunt, niemand hat die Segel gestrichen – obwohl vermutlich alle ausreichend Gründe dafür gehabt hätten. Der Kampfgeist und das Durchhaltevermögen der Menschen vor Ort waren überwältigend.

Nachdem wir eine kurze Einweisung vor Ort bekommen hatten, begann das Verteilen der Hilfsgüter an insgesamt drei Sammelstellen im betroffenen Gebiet. Je nach Notwendigkeit wurden die geladenen Hilfsgüter abgeladen, gesichtet und mit den Organisatoren der Sammelstellen eingelagert.  Auch für die dortigen Feuerwehren war Ausrüstung mit dem Hilfskonvoi transportiert worden, denn dort fehlt es aktuell an grundlegenden Dingen für den Betrieb einer Feuerwehr: Teilweise einsturzgefährdete Feuerwehrhäuser, zerstörte Fahrzeuge, fehlende Ausrüstung – all das stellt ein zusätzliches Sicherheitsrisiko für die Menschen im Gebiet dar. Aus diesem Grunde konnte eine Grundausstattung von persönlicher Schutzausrüstung, Schläuchen, Leinen und anderen Utensilien an die Kameradinnen und Kameraden vor Ort übergeben werden.

 

Zur allgemeinen Lage vor Ort:

Ortschaften, die einmal aus 140 Häusern bestanden haben, von welchen nach der Flut noch knapp 30 unversehrt und der Rest entweder vollständig zerstört und gar nicht mehr existent sind. Aktuell noch mehr als 50 vermisste Personen im gesamten Ahrtal – die Menschen dort sind noch weit von etwas das man „Normalität“ nennen kann, entfernt. Dennoch kämpfen sie weiter.

Aktuell läuft eine weitere Erkundung der Lage vor Ort, um festzustellen, ob – und wenn ja – welche Hilfsgüter noch benötigt werden. Sobald die Ergebnisse der Erkundung bekannt sind, werden wir nochmals gesondert informieren und berichten.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei den Kameraden bedanken, die an dieser Hauruck-Aktion beteiligt waren – bei der Vorbereitung, bei der Durchführung und auch im Anschluss beim Wiederherstellen der Einsatzbereitschaft des Fahrzeuges in Kirchentellinsfurt. Auch Bürgermeister Bernd Haug danke ich für die unkomplizierte und schnelle Kommunikation bei dieser Aktion.

 

 

Über den Autor

Patrick Schuparra

Kommandant